Ortsnamen wie Teerofen im Kreis Rummelsburg und im Kreis Naugard, Theerhof Brennerei im Kreis Lauenburg,  Theerkaten  im Kreis Stolp und Bütow, Theerofen in den Kreisen Dramburg oder Naugard oder Pechfliess im Kreis Dramburg weisen auf das uralte Handwerk der Teerschwelerei hin. Der Reichtum Pommerns an Holz begünstigte diese Tätigkeit

Legende der Karte des Königl. Preuss. Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern von Gilly mit dem Symbol für einen Theerofen

Wie früher in Pommern die Teerproduktion stattfand, beschreibt der Lehrer Kurt Spitzer aus Niesewanz im Heimat- und Kreiskalender Schlochau 1931 ausführlich (s.u.). Auch im Heimatbuch des Kreises Rummelsburg ab Seite 326 wird über den Ablauf der Teerbrennerei, bei der als Nebenprodukt Holzkohle entstand, berichtet. Im Kreis Rummelsburg gab es wohl früher 18 Teerschwelereien.

Heutzutage wird Teer hauptsächlich aus Steinkohle gewonnen. Teer enthält verschiedene Substanzen, von denen einige giftig, krebserregend oder umweltschädlich sind, so dass die Verwendung heute stark eingeschränkt ist.

Holzteer wird und wurde für verschiedene Zwecke verwendet, insbesondere in traditionellen Handwerks- und Restaurierungsprojekten.

Im Schiffbau wird Holzteer zur Konservierung von Holz und Tauwerk oder zur Imprägnierung von Netzen, die im Salzwasser verwendet werden, gebraucht. Holzdächer, Schindeln oder Bootsplanken können mit Teer abgedichtet werden.

Holzteer kann verwendet werden, um Holzoberflächen zu imprägnieren und ihre Beständigkeit gegen Pilz- und Insektenbefall zu erhöhen.  Er dient auch als Schmierstoff z.B. bei Hammerwerken oder Radnaben.

Auch in der Medizin wurde Teer für verschiedene Zwecke verwendet,  beispielsweise bei der Wundheilung aufgrund seiner antiseptischen und desinfizierenden Eigenschaften  und bei verschiedenen Hauterkrankungen, darunter Psoriasis, Ekzeme und Schuppenflechte. Teerhaltige Salben oder Cremes wurden auf die Haut aufgetragen, um Entzündungen zu lindern, den Juckreiz zu reduzieren und den Heilungsprozess zu fördern. Auch zur Behandlung von Kopfläusen und anderen parasitären Infektionen war Teer geeignet. Teerseife oder teerhaltige Shampoos wurden verwendet, um die Parasiten abzutöten und die Kopfhaut zu reinigen.

Ruine vom Theerofen in der pommerschen Heide bei Fiddichow Quelle: Heimathliche Bilder aus alter Zeit, Glöde, Hermann

 

Von Teeröfen und Teerschwelerei.
Von Lehrer Kurt Spitzer, Niesewanz

Der Holzreichtum unserer heimatlichen Wälder nimmt heute immer mehr
ab, oft erinnern an ihn nur noch einzelne bewaldete Bergkuppen. Der Wald
mußte der eisernen Rodehacke und dem eisernen Pflug weichen. Mit dem
schwindenden Holzreichtum hat auch ein blühender, heimatlicher Erwerbs
zweig sein Ende gefunden: die Teerschwelerei.

Die zum Schwelen erforderlichen Stubben gab es ja in Hülle und Fülle.
So kaufte sich der Teerschweler die Gerechtsame, in staatl, und größeren
privaten Forsten Stubben zu roden. In einem Privileg aus dem Jahre 1740
heißt es: Er könne roden, „soviel ihm beliebe, ferner zwei Kiensichten nach
eignem Wunsch und Willen auszusuchen, dazu das nötige Holz zur Feuerung.
Im Herbst, Winter und Frühjahr ging der Teerschweler mit Frau und
Kindern in den Wald, Stubben zu suchen und zu roden. Natürlich wurden
nur die besten Kienstuben genommen. Wenn die Frühjahrsbestellung zu
Ende war, fuhr der Teerschweler Wagen um Wagen nach Hause. Das
Absägen der Wurzeln, das Reinigen von Schmutz und Sand dauerte wohl
bis Anfang Juni.

Schematische Zeichnung eines Teerofens, Quelle: http://www.userin.de/chronik-presse/chronik/vereinsleben/interessengemeinschaft-quassower-teerofen.html

 

Nun begann das Einladen in den Ofen. Der Schweler selbst saß im Ofen,
damit alles richtig verpackt wurde und keine Lücken entständen. War durch
die untere Öffnung genug eingeladen, so wurde von oben nachgefüllt. Auch
diese Öffnung war bequem zu erreichen, da der ca. 10 m hohe Ofen oft an
einem steilen Berg stand. 30 Fuhren nahm solch ein Ofen auf.
War der Ofen gefüllt, wurde er zugemauert. Er war somit luftdicht abge
schlossen. Um den eigentlichen Ofen war ein Mantel gemauert. Zwischen
Mantel und Ofen war ein Gang, so daß ein Mann dort aufrecht gehen
konnte. Dieser Gang wurde nun voll Holz gepackt. Jetzt kam für den
Teerschweler die schönste Zeit: Das Holz wurde angesteckt, es brannte
14 Tage lang! Weithin leuchteten des Abends aus den Mantellöchern die
meterlangem Feuerstrahlen. Die ganze Nachbarschaft stellte sich ein. In der
glühenden Asche brieten die Jungen Kartoffeln. Lustige Lieder erschallten.
So manches Mal verlockte die Ziehharmonika zum Tanz. Der Walzer löste
urwüchsige Volkstänze ab. Lott so dot, — Stehste woll da kümmt er, Meister
Jakob u. a. — Schöne Zeiten! Während dessen schwitzten die Stubben ihren
letzten Tropfen Harz aus.

 

Ungefähr 10 m vom Ofen entfernt war ein Sammelbecken: ein selbstgefertigter,
hölzerner Kumm, der an 10000 1 faßte. Unterirdisch floß der Teer hinein.
Verslegte endlich der Zustrom, dann wurde auch der Mantel zugemauert
Der Ofen mußte nun 8 Tage abkühlen. Dann wurde alles wieder ausgeräumt.
2 bis 3 mal wiederholte sich dieser ganze Vorgang. Der Ertrag war recht
ergiebig. Aus den 30 Fuhren Stubben wurden 34 Tonnen Teer gewonnen.
Jede dieser ehemaligen Heringstonnen enthielt ungefähr 100 L. und brachte
einen Ertrag von 14 bis 15 Mk. Schon kamen auch die Bauern aus der
Umgegend und kauften für ihren eigenen Bedarf ein. Auch Händler brachten
den Teer in die einzelnen Dörfer. Der Rest wurde fast immer nach Stettin
oder Danzig geliefert. Hier bekam man pro Tonne sogar 20 Mk. Die
Schmiede warteten auch bereits auf die zurückgebliebenen Schmiedekohlen.
Ein Ofen enthielt 8 Haufen und jeder davon kostete bis 8 Taler.

Teerschweler am Teerofen Zwenzow im Jahr 1920 bei der Füllung des Teerofens (Foto Henning Zwenzow) Quelle: http://www.userin.de/chronik-presse/chronik/vereinsleben/interessengemeinschaft-quassower-teerofen.html

 

Teeröfen waren in unserer Gegend nicht selten. Von noch lebenden Augenzeugen wurden mir solche in Pollnitz (2), Pagelkau, Lissau, Neubraa, Zechlau und Penkuhl genannt. Fundstellen von mit Teer vermengter Erde und angebrannten Steinen lassen uns noch heute den Ort finden, wo der Ofen stand. Kurz vor Lissau, rechter Hand der Straße nach Prechlau, sind solche Spuren ehemaliger Teerschwelerei noch gut zu erkennen. Hin und wieder erinnern uns auch noch Flurnamen an dies ausgestorbene Gewerbe. Ich denke da z. B. an den „Teerofenberg“ in Pollnitz.

Der Teerverbrauch war ehemals auch ganz erheblich. Noch hatten die Wagen hölzerne Achsen in der Größe der heutigen Wagenköpfe — der damalige Radkopf hatte einen Durchmesser von ½ m. Mit Blech wurden die Achsen vor zu schneller Abnutzung geschützt und hinten hing an jedem Wagen der Teereimer. Recht oft mußte unterwegs der Bauer vom Wagen steigen, um die Räder zu schmieren. — Auch das Teeren der Schiffe, (Stettin Danzig) verschlang große Mengen. — Inzwischen sind die Teerschwelereien bei uns restlos eingegangen, weil sich ihr Betrieb nicht mehr lohnte.

Der Teerschwelerei verwandt aber war das während der Kriegsjahre in unsern Staatsforsten angewandte Entharzen der Kiefern. Noch heute findet man dann und wann vereinzelte Stämme, die etwa in 1 m Höhe die Kerbschnitte aufweisen, die zum Zwecke der Harzabsonderung vorgenommen waren. In Blumentöpfen ähnlichen Gefäßen fing man den herabrinnenden Harz
auf, den man zur Herstellung von Terpentinöl, Kienruß usw. verwandte. Infolge der feindlichen Blockade war Deutschland während der Kriegsjahre jede Einfuhr abgeschnitten, und man griff allgemein zu Ersatzmitteln, so auch hier.

 

 

 

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