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Tagung in Soltau

Trotz der unfreundlichen Witterung trafen sich ca. 50 Familienforscher mit guter Laune gestern zum Jahrestreffen des Pommerschen Greif, diesmal in Soltau.

Jeder Forscher kann Fähnchen in die Orte stecken, wo er forscht. Das Erleichtert das “sich finden”

Nachdem sich die Forscher mit ihren Suchorten auf einer großen Pommernkarte verorten konnte, eröffnete Andre Marten die Tagung. (mehr …)

Haus- und Hofmarken

Haus- und Hofmarken sind ein in der Familienforschung eher selten beachtetes Thema. Adrian Bueckling gibt in seinem Artikel “Haus- und Hofmarken der vorpommerschen Inseln” einen guten Überblick über die Entstehung dieser Zeichen aus Runen bis hin zu ihrer rechtlichen Bedeutung. “Die Haus- und Hofmarken mit dem Hofanwesen gingen meist unverändert als familiäre Urzeichen auf die jeweils ältesten Söhne, während die weichenden Erben für eigene Stämme dem Urzeichen sog. Beizeichen (Sparren/ Sprossen/Striche/Zacken/ Fußabstreben, u.a.m.) hinzufügten. Das machte für die Dorfgenossen den Grad der Verwandtschaft zu dem den Urstamm fortsetzenden Hoferben kenntlich.

Hausmarken auf Vitt/Rügen Chron-Paul, CC BY-SA 4.0

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Aktenstudium – Universitätsarchive als Fundus für die Familienforschung in Pommern

„Studierendenakten im Universitätsarchiv Tübingen – Quellen für die Familienforschung“ lautete der Titel eines Vortrags von Dr. Regina Keyler und Dr. Susanne Rieß-Stumm auf der Genealogica 2024. Die hervorragende Veranstaltung hat mich inspiriert, etwas tiefer einzutauchen in die Frage, was sich für unsere pommersche Familienforschung alles finden lässt in den gar nicht so verstaubten Tiefen universitärer Flure. Hat man sich erst mal eingedacht in eine jahrhundertealte Welt, die sich bis heute ein ganz eigenes Vokabular erhalten hat, in der es wimmelt von Rektoren, Kanzlern, Dekanen, Magnifizenzen und Spektabilitäten, kann Erstaunliches zu Tage gefördert werden.

Universitätsarchive – etwas ganz Besonderes!

Nicht nur das Bundesarchiv, die Landes- und Stadtarchive sind für jedermann zugänglich, sondern auch die der Universitäten. Universitätsarchive sind zwar Einrichtungen der Universitäten, unterliegen aber dem allgemeinen Archivrecht und sind öffentliche Archive. Daher können nicht nur Universitätsangehörige, sondern alle, die ein berechtigtes Interesse nachweisen, den Archivbestand nutzen. Viele Universitätsarchiv haben ganz hervorragende Internetauftritte, die bereits viele Fragen beantworten. Exemplarisch seien hier das Universitätsarchiv Tübingen und das Universitätsarchiv Leipzig genannt. 

Welche Unterlagen können sich in Universitätsarchiven finden?

In den Matrikellisten sind die Mitglieder der Universität – Studierende wie Personal – verzeichnet. Sie können eine Fülle von Informationen enthalten, mindestens aber den Namen und das Studienfach.

Studierendenakten enthalten neben persönlichen Informationen auch solche über den Studienverlauf. Ein besonderes zeithistorisches Beispiel findet sich in einer Studierendenakte der Universität Tübingen: (mehr …)

Tod in der Südsee 1889

Beim Durchstöbern alter Zeitungen online stieß ich auf die Liste der Personen, die beim Orkan vor Apia verstorben sind, diese Liste enthielt viele Namen aus Pommern.
Wo war Apia und wie kamen da so viele Pommern hin?

Samoa auf Karte der Südsee, TUBS, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Apia ist die Hauptstadt von Samoa und das liegt in der Südsee. Von 1900 bis 1914/19 war es eine deutsche Kolonie. Vorher wurde versucht, die deutschen Wirtschaftsinteressen durchzusetzen. “Nicht in Kamerun und auch nicht in Ostafrika ist damals so viel deutsches Seemannsblut geflossen, wie auf den samoanischen Inseln.” schreibt deutsche-schutzgebiete.de

Deutsche Schiffe wie das Kanonenboot SMS Adler oder die SMS Eber und die SMS Olga kämpften vor Ort.

Am 13.3.1889 kam  es zu einem plötzlichen Orkan, der diese drei im Hafen von Apia liegenden Schiffe wie auch mehrere amerikanische Boote zerstörte, ausführlich nachzulesen auf: https://deutsche-schutzgebiete.de/wordpress/projekte/kaiserliche-marine/seiner-majestaet-schiffe/s-m-s-adler-1883/?

Die SMS Olga konnte, wohl dank des Geschicks ihres Kapitäns gerettet werden. 52 amerikanische und 93 deutsche Seeleute kamen ums Leben.

Apia Samoa – das Wrack der Adler Quelle: deutsche-schutzgebiete.de

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Ich wünschte, ich hätte Vorfahren aus Pommern

Die Genealogica 2024 – eine kurze Rückschau

„Ausprobieren – auch wenn es was kostet“, war meine Empfehlung zur Genealogica 2024. Und in der Rückschau kann ich dieses Votum weiter voll und ganz vertreten. Es waren spannende Tage, voller Anregungen, auf die ich alleine so nie gekommen wäre. 

Was waren Highlights?

Eher zufällig blieb ich bei manchem Vortrag hängen, dessen Titel unspektakulär daherkam. Die Aussagekraft Thüringischer Flurnamen, deren mögliche Relevanz für die Familienforschung und die Begeisterung des Forschungsteams der Uni Jena für dieses Thema haben mich überrascht und mitgerissen. Wer neugierig geworden ist, findet hier alle relevanten Informationen:

https://flurnamen.projekte.thulb.uni-jena.de/projekt/herzlich-willkommen

Im Vortrag über die „Auswirkungen des römischen Kalenders bis heute“ ist mir zum allerersten Mal aufgefallen, dass der „Samstag in acht Tagen“, den viele noch von Wum und Wendelin kennen werden, ja eigentlich der Samstag in sieben Tagen ist. Wenn man nicht wie die Römer zählt. Wichtige Tipps für alle, die sich mit Zeitangaben in alten Kirchenbüchern näher beschäftigen sollen, finden sich hier:

http://bilder.manuscripta-mediaevalia.de/gaeste/grotefend/grotefend.htm

Bei „Fräulein Genealogie“ Cosima Jungk habe ich die eigentlich simple Erkenntnis gewonnen, dass wer Kurrent und Sütterlin lesen möchte, zunächst erstmal das Schreiben dieser altdeutschen Schriften erlernen sollte. Seit ich in ihrem kurzweiligen Workshop ein paar Mal meinen Namen in Kurrent schreiben sollte, lese ich das altdeutsche „H“ jetzt fast unproblematisch. Wer Lust bekommen hat, findet hier einen Online-Kurs von Cosima Jungk bei der Volkshochschule:

https://www.vhs-baden-baden.de/kurssuche/kurs/Online-Kurs-Suetterlin-und-Kurrent-Einstieg/241K031#inhalt

Der Vortrag „Quellenangaben richtig gemacht“ stocherte so intensiv in meinem wunden Punkt, dass ich mir fest vorgenommen habe, meine Quellen künftig einheitlich und strukturiert mit Zotero zu verwalten.

Und der Bericht von Ute Brandenburg über die Suche nach einem jüdischen Vater in Wien war ein rasanter Ritt durch die DNA-Genealogie mit Krimiqualitäten – gebannt saßen wir vor dem Bildschirm und uns ging das Herz auf, als Ute am Ende den suchenden (und auch fündig gewordenen) Sohn präsentierte, der sich sichtlich ergriffen für ihre Arbeit bedankte.

Und Pommern?

Die Präsentation von Klaus Kohrt über die Arbeit des Pommerschen Greif war einer der letzten Vorträge auf der Geneaologica. Eine „Connection Session“, so richtig konnte ich mir nichts darunter vorstellen. Klaus stellte im wesentlichen die Möglichkeiten der Webseite und die Datenbank GreifX vor – zu meiner Schande gestehe ich, dass ich mich an die Suchfunktionen mittlerweile so sehr gewöhnt habe, dass ich sie fast für selbstverständlich nehme. Das Staunen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, das in dem Kommentar „Ich wünschte, ich hätte Vorfahren aus Pommern!“ gipfelte, hat mich wirklich stolz gemacht auf diesen großartigen Verein.

Ein simples Fazit

Ich empfehle erneut und mit voller Überzeugung, dass Ihr Euch den 7. Februar 2025 als Auftakttermin der nächsten Geneaologica rot im Kalender markiert.

Akten der NS Finanzverwaltung digitalisiert

RBB24 berichtet unter der Überschrift  „Barbarei unter dem Aktendeckel“- dieser Titel trifft es sehr gut.

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/02/landeshauptarchiv-brandenburg-digitalisierte-akten-enteignung-juden-ns-regime.html?

40 000 Akten der NS-Finanzverwaltung wurden vom Brandenburgischen Landeshauptarchiv digitalisiert und online gestellt. Sie enthalten Informationen zu zehntausenden Menschen, die vom nationalsozialistischen Deutschland als jüdisch oder „reichsfeindlich“ verfolgt und ausgeplündert wurden. Akribisch haben die Nazibeamten Formulare ausfüllen lassen oder selbst ausgefüllt, die die Vermögenswerte vor der “Auswanderung” feststellen sollten.  Auch Menschen, die in Pommern geboren waren, finden sich.

Zum Beispiel die Akte von Heinrich Jacobsohn, jüdischer Religion, der am 30.11.1881 in Freienwalde Kreis Saatzig geboren wurde und seiner Frau Cerline geb. Levy, die aus Schönlanke stammt

https://blha-digi.brandenburg.de/rest/dfg/LwNxQJFostFKUCQR

Die Akten beginnen mit einer Kassenbuchseite, wo notiert wurde, welchen Erlös die Besitztümer der Personen erbracht haben und welche Ausgaben evtl. entstanden sind. Der Hausrat Jacobsohn war 405 Reichsmark wert. Heinrich arbeitete als Arbeiter in einer Maschinenfabrik in Reinickendorf mit einem Wochenlohn von 35 RM. Das Ehepaar wohnt zur Untermiete in einem Leerzimmer, die Miete betrug 40 RM pro Monat. Akribisch wird auch erfasst, welche Religion selbst der Vermieter hat. Die Tochter Margot ist am 5.5. 1923 geboren, lebt nicht in der Wohnung und ist vermutlich Krankenschwester.

Signatur: 36A (II) 17026
Titel: Jacobsohn, Heinrich
Laufzeit: 1943-1962

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Digitales IX

Zeitungen, Adressbücher und eine Familiengeschichte , allerdings mehr aus Mecklenburg, enthalten die gesammelten Neuigkeiten aus der Bibliothek Greifswald  heute.

Zeitungen

Standesamtnachrichten aus der Ausgabe der Gartzer Zeitung vom 4.1.1892

Das Kreisblatt für den Kreis Anklam ist inzwischen vom 1. Jahrgang 1919  bis 1927 digital verfügbar.

Ebenso kann man einzelne Jahrgänge der Gartzer Zeitung zwischen 1892 und 1918 finden. Die Ausgaben enthalten auch Standesamtnachrichten, wertvoll, da sämtliche Unterlagen aus dem Standesamt Gartz Kriegsverlust sind.

 

Mehrere Jahrgänge der Königlich Preußischen Stettiner Zeitung ab 1759  (1822, 1823, 1824, 1826) und lückenhaft 1806-1841  ergänzen teilweise die große Sammlung dieser Zeitung in Polen. Neben internationalen Nachrichten sind es hier die Familienanzeigen und die Immobilienverkäufe, die viele Einzelheiten zu Stettiner Bürgern enthalten.

 

Die Rügensche Kurzeitung (bisher nur 1920) enthält neben viel lokaler Werbung eine nach heutigen Datenschutzgesetzen unvorstellbare Liste der Kurgäste mit Angabe, wo sie jeweils abgestiegen sind.

 

Zahnarztsprechstunden auf Rügen 1920, der Zahnarzt aus Berlin war in der Saison anwesend, auch Sonntags wurde behandelt.

 

 

 

 

 

Börsen-Nachrichten der Ost-See 1838, 1845, 1847 Man liest viel über Schiffe und Handelswaren, das Wetter in Stettin und anderen Ostseehäfen, aber auch die Namen der “einpassirten Fremden” und in welchem Hotel sie abgestiegen sind.

 

 

 

Eine wunderbare Fundgrube: Heimatliew un Muddersprach 1922-1935 für Heimatkundliches, Plattdeutsches, Geschichtliches uvm. z.B. in einem Heft (1929, Nr. 13) : Boltenhäger Pfarrer – aus dem Pfarrarchiv,; Greifswalder Straßen; aus dem pommerschen Bäckergewerbe vor 180 Jahren….

 

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