Außergewöhnliche Stettiner und ihre Mietshäuser

Erwin Ackerknecht (1880 - 1960)
Erwin Ackerknecht (1880 – 1960)

Zu Ehren des ehemaligen Leiters der Stadtbibliothek Stettin und Vorreiters des Volkshochschulwesens, Erwin Ackerknecht,  wurde in Stettin an den vergangenen  Tagen gefeiert. Sein ehemaliger Wohnort verwandelte sich in ein Reich der Bücher und der Musik (Video dazu)  Mit diesen Festtagen wurde in Stettin auch ein ansprechendes Projekt gestartet: Eine Touristenroute durch Stettin zu 13 Mietshäusern, die bedeutende Bewohner hatten, seien es Deutsche oder Polen. Man trifft auf Namen wie Heinrich George, Emil Stöwer und Kurt Tucholsky.  Ein Video mit deutschen Untertiteln zeigt einen ersten Stadtrundgang im vergangenen Jahr mit vielfältigen Hinweisen und Bezügen zu den ehemaligen Bewohnern dieser Häuser, die um die Jahrhundertwende entstanden sind.

Zum Projekt gibt es eine flotte dreisprachige Internetseite mit Informationen zu den Häusern, den Erbauern und den Bewohnern sowie eine begleitende facebook-Seite.

Den deutschen Flyer mit dem Stadtplan und den Angaben zu den Häusern können sie sich hier herunterladen: Bedeutende Stettiner und ihre Wohnstätten, pdf, 1,4 MB 

Mal eine ganz andere Art eine Stadt zu entdecken!

Die Geschichte der Buchdrucker-Kunst in Pommern

Abb. aus Orthotypographia, Hornschuch, Kramer, Leipzig 1634 via commons.wikimedia

Den Buchdruck hat Gutenberg 1450 erfunden, in Pommern wurde die erste Druckerei in Stettin erst 1569 durch einen Buchdrucker aus Frankfurt/Oder gegründet.  Gedruckt wurde in Stettin (jeweils das Jahr der Gründung der Druckerei), Greifswald (1581), Barth (1582), Stralsund (1628), Colberg (1653-58), Stargard (1671) Cöslin (1816), Stolp (1825), Demmin (1832), Anclam (1833), Pasewalk (1833), Wolgast (1840) und Putbus (1835). Wie auch bei anderen Gewerken, wurde die Kunst des Buchdruckes oft in der Familie weitergegeben., das Officin mit den Maschinen weitervererbt. Wer also einen Buchdrucker unter seinen Vorfahren hat  kann sich vermutlich glücklich schätzen.

Gottlieb Mohnicke hat 1840 in seinem Buch “Die Geschichte der Buchdrucker-Kunst in Pommern ” viele Namen und Fakten von Buchdruckern gesammelt. Auch Bestallungsurkunden und Privilegien sind abgedruckt. Leider fehlt der online-Ausgabe, die  bei  der Bayerischen Staatsbibliothek gescannt wurde, die gefaltete Beilage: Der typographische Greif, zuerst gesetzt im Jahre 1682.

Im Buch erwähnte Familiennamen: (mehr …)

Alte Musik aus Pommern

Das Ensemble Pandolfis Consort hat sich auf selten gespielte Werke von berühmten, aber auch zum Teil vergessenen Komponisten vorwiegend aus dem Barock spezialisiert. Im Dezember gab es in Wien ein Konzert unter dem Thema “Alte Musik aus Pommern” mit Werken von Philipp Dulichius, Paul Lutkemann, Johann Vierdanck, Johann G. Ebeling und Michael Rohde.  Hören Sie hier zwei Beispiele.

Video erscheint nicht? Alternative Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=vFlpF1ID3lM

Philipp Dulichius (1562-1631),  Motet Nr.18

Philipp Dulichius, 1562 in Chemnitz geboren, trat im Jahr 1587 eine Stellung als Kantor am Fürstlichen Pädagogium in Stettin an. Er war für die Kirchenmusik in der Stettiner Marienkirche, die musikalische Ausbildung der Gymnasiasten und die Musik am Hof der pommerschen Herzöge zuständig. Nach 43 Dienstjahren legte er Ende 1630 sein Amt nieder.
Philipp Dulichius hat 232 kunstvolle und klangschöne Motetten komponiert, die zu seinen Lebzeiten europaweite Verbreitung gefunden hatten, heute aber auf eine Wiederbelebung warten. (mehr …)

Ein pommerscher Fälscher

Ein Cassube
Ein Cassube – Zeichnung Pristaff

Immer wieder werden Kunst-und Urkundenfälschungen entdeckt wie beispielsweise die Fälschung der Hitler-Tagebücher. Dass es aber auch um 1700 in Pommern schon Urkundenfälschung großen Stils gegeben hat, war mir vollkommen neu.

Auf den Seiten des Staatsarchivs Stettin entdeckte ich interessante Bilder von alten Personen und geistlichen Würdenträgern Pommerns . Im begleitenden Text stieß ich erstmals auf den Namen Samuel Gottlieb (auch: Gottlob) Pristaff als einen Fälscher pommerscher Urkunden. (mehr …)

Die Hoffnung hat sich nach 70 Jahre erfüllt

Man kann zum Internet und zum Datenschutz stehen wie man will: Dies ist eine wunderschöne Geschichte,  an der unser  altes “Forum für pommersche Familienforschung” entscheidend beteiligt war und die es ohne Internet vermutlich nie gegeben hätte.

Die Schwestern

Martha Anna Berta Grellmann bringt zwischen 1940 und 1944 in Stettin zwei Mädchen und einen Jungen zur Welt. Brigitte wird 1940 geboren, Lilli wird 1942 geboren. Es muss auch noch einen Bruder Wolfgang Grellmann gegeben haben. Die Kinder werden von ihrer Mutter zur Pflege tagsüber/abends in eine Pflegefamilie gegeben -beide Schwestern sind aber in unterschiedlichen Familien untergebracht. Das weitere Geschehen in der Kriegszeit im damaligen Stettin liegt immer noch im Dunkeln. 1944 haben sich die Ereignisse dann überschlagen. Die Sowjetarmee stand vor den Toren Stettins. Die Pflegefamilien haben die Kinder als Flüchtlinge mit in den Westen genommen. Brigitte kam in den Landkreis Gifhorn, Lilli gelangte in den Landkreis Stade. Dort wuchsen die beiden dann auf. Keiner wusste von dem anderen. Die Pflegefamilien haben in den ersten Jahren den Kindern nichts von der jeweils anderen Pflegefamilie erzählt. Angeblich wusste man von einander nichts. Brigitte hat erst zur Konfirmation erfahren, dass sie eine andere leibliche Mutter hat, sowie eine Schwester. Wo? Keiner wusste es. (mehr …)

Stettin und Gdingen: Archivbesuche

Für manche Forscher ist es eine lange Anfahrt bis Pommern und viele scheuen sich dann vor einem Archivbesuch, hauptsächlich aus Angst vor der Sprachbarriere. Hier geben Ihnen zwei Forscher, die vor Ort in Stettin und Gdingen waren, praktische Tipps und lassen Sie an ihren Erfahrungen teilhaben.

Archiv in Gdingen (Quelle google street view)
Archiv in Gdingen (Quelle google street view)

Gdingen – Außenstelle des Staatsarchives Danzig

Lothar Melchin war in diesem Sommer im Archiv in Gdingen und berichtet:
„Das Archiv ist relativ schwer zu finden. Man befährt die Hauptverkehrsstraße von Stettin kommend über Stolp, Lauenburg (Leborg), Neustadt (Weyherowo) in Richtung Danzig. Unmittelbar hinter dem Ortsausgang von Rahmel (Rumia), bereits in Gdingenn (Gdynia), sieht man auf der rechten Seite “Castorama” und etwa weiter McDonalds (links). Hier nach links abbiegen (es ist eine eigenartige Verkehrsführung), aber links ist richtig.
Etwa 3 – 4 km immer geradeaus, durch mehrere Kreisverkehre.
Wenn man unsicher ist, nach “Hutnicka” = Hüttenstraße fragen. Die kennt jeder.
Das Archiv wird unter einer anderen Straßenbezeichnung geführt, die man aber nicht findet. Auf die Nr. 42 achten (liegt links). Auf diesem Grundstück befinden sich sehr viele Industriebetriebe und noch kein Hinweis auf ein Archiv. Trotzdem: Hier ist man richtig.
Wegen der schlechten Straße kann man nur im Schritttempo fahren. Nach etwa 100 m geht es auf diesem Industriegrundstück nach links ab, weiter über wirklich schlechte Straßen, und am Ende sieht man auf der linken Seite ein flaches Gebäude und eine Tafel mit der Aufschrift “Archivum”. Hier ist man richtig. (mehr …)

Eine Million Digitalisate und neue Kirchenbücher

Im November erst gratulierten wir hier an dieser Stelle zum 800 000sten Digitalisat, das die Pionier Network Digital Libraries Federation online gestellt hatte. Jetzt, ein halbes Jahr später, ist die Million an Dokumenten erreicht.  Man kann diesem Zusammenschluss von Bibliotheken und Archiven in Polen nur herzlich gratulieren. Im Gegensatz zu anderen Bibliotheken oder google-books sind die Scans dort immer in guter Qualität und die Server sind schnell und gut erreichbar. Auch ist die Vernetzung mit Europeana, Dart-Europe und der Virtual Library Eastern Europe gut durchdacht. Die Vereinigung ist auch ansonsten anderen Institutionen um Einiges voraus, z.B. mit einem Auftritt bei  Facebook.

Besonderer Höhepunkt bei den Veröffentlichungen der  jüngeren Zeit waren Duplikate von Krichenbücher aus den Beständen des Staatsarchives Stettin. Besonders der Kreis Regenwalde ist hier gut vertreten. Alle Bücher liegen als pdf-Dokumente vor und sind herunterladbar. Wenn nicht anders erwähnt, handelt es sich um evangelische Bücher. (mehr …)